“ROTTE” von ROTTE auf Pudel Produkte

Der Text ist keine Party

Rotte in Lang.Nach drei einzelnen Stücken beim Hamburger Label PUDEL PRODUKTE erscheint nunendlich das longplayende Werk des Mannes aus der Pension Stammheim.

Es wird schnell klar, dass es sich hier um richtigen Kapazunder von Platte handelt: Sechs (auf Vinyl) beziehungsweise acht Stücke (auf Strom) aus dem Kosmos eines Mannes, der es ernster meint. Das sieht man schon daran, dass die Platte nur ROTTE heißt und nicht irgendwie anders. Rotte macht ROTTE und nichts genanntes, nichts gelabeltes, nichts sorgenlos Kommodes und Gefangene schon gar nicht. Es ist relativ einfach, sich ROTTE zu nähern. Einfach zuhören und dabei nichts anderes machen. Nein, nichts. Gar nichts. Nicht dabei Blumen verschenken, keine Kühe rauchen, selber reden oder dem Netz zuhören.

Versuch nicht, dabei aus dem Bermudadreieck rauszukommen! Konzentrier Dich wie bei einem Buch von Suhrkamp. Sei handlungsarm im Hier und Jazz. Die sechs Sorten Holz aus dem Sarg prügeln und nur die Stahlschrauben übriglassen! Nehmen wir Rotte und ROTTE ernst. Mann und Werk. Bei ihm ist Schwarz allerdings unbedingt eine Farbe. Mein Ketamin ist mein Benzin. First Takes only. Bohren ohne Club of Gore. Undisputed truth. No Lounge. Der Text bei Rotte, der ist keine Party.

Das erscheint Dir vielleicht jetzt etwas ZU farblos, etwas ZU intensiv, etwas ZU hart und dark. Zu viel Flurfunk in der Psychatrie. Aber die Songs bringen es und Dir. Sie sind so angelegt, dass währenddessen dazu nichts anderes geht. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, sich beim russischen Roulette ein Ei zu pellen. So musst Du das sehen.

Die Songs wurden musikalisch von Jörn Elling Wuttke und Oliver Bradford (Thee Church Ov Acid House), von DIE NERVEN-Produzent Ralv Milberg, von Douglas Creed (BPitch Control + Freude am Tanzen), Boris Nielsen (Käptn Peng) und Peter Armster betreut. Zwischen Text und Musik herrscht eine kongeniale gegenseitige Autokorrektur. Einzeln ist das nicht zu hören und es wird auch nicht angeboten. Im Bundeskriminalamt hört man übrigens momentan nichts anderes. Also bitte.

[Gereon Klug]