Elektronische Klangerzeuger und Mastering: Jörn Elling Wuttke
Text, Gesang und Gitarre: Christian Rotter
Im März 2022 schreibt Gereon Klug folgende Zeilen:
Rotte. Rotte kommt aus Stuttgart. Rotte veröffentlicht beim Hamburger Label PUDEL PRODUKTE in der nächsten Zeit seine Stücke. Das Label weiß, wozu das alles noch gut ist und sagt es Ihnen.
Es gibt bei einem Song immer zwei Seiten. Beide sind gleich gut und gleich schlecht. Die Schönheit liegt immer GENAU in der Mitte, aber man/frau sollte sich zu dieser Schönheit trotzdem nicht verhalten, denn eine jegliche Positionierung bringt ja auch wieder zwei gleiche Seiten hervor, die auch wieder ihr Schlechtes haben und zuviel Schlechtes gilt es zu vermeiden.
Also zum Beispiel der erste Song von Rotte hier: „Gaffa, Farbe und Zustimmung”, der hat eine harte, gewalttätige Seite und auch eine weiche, buttrige Seite. Niemand könnte jetzt guten Gewissens sagen, dass die eine der anderen Seite vorzuziehen ist, denn sie sind beide in ihrer Härte auch weich und umgekehrt.
Das geht bei Rotte immer so. Beide seiner Seiten können eh nicht ohne einander, also nehmen wir sie beide und hören sie nicht einmal oder dreimal, sondern zweimal oder viermal an. Das hat hier also nichts mit der Einstellung “nützt ja nix” zu tun, sondern mit der Einstellung “danke Rotte”. Oder auch ohne “danke”, denn wer kein “bitte” kennt, kennt auch kein “danke”.
Wir empfehlen Rottes „Gaffa, Farbe und Zustimmung” auch, weil wir kein Recht auf die Welt haben.
Scheisse.
Weitere Links zu "Gaffa, Farbe und Zustimmung"
Hier geht es zur Videopremiere und zum Interview auf KAPUT-MAG. Das Interview führte Thomas Venker.
Hier spricht Jörn Elling Wuttke mit Klaus Walter in der WDR-Sendung PUDEL, NIPPES, OKTOBERFEST – rätselhaftes Germany über das Release.
Butterbrot und Peitsche:
The ghost of Arm und Rot version
Wieder Rotte. Wir hatten ja gesagt: Rotte veröffentlicht beim Hamburger Label PUDEL PRODUKTE in der nächsten Zeit seine Stücke. Wie ab jetzt alle paar Monate, von den unterschiedlichen Versionen nicht zu reden.
“Butterbrot und Peitsche“ ist der originär zweite Speakmusik-Hybrid von Rotte und der Säurekirche und wieder möchte die Wiederholung Thema sein und auch eben nicht, weil Wiederholungen als MÜDE gelten, als KOPIE und als UNFRESH. Das ist natürlich ein Quatsch vor dem Herrn. Im doppelten U-Turn liegt eine mächtige Kraft, das wissen alle, die nicht alles dumm hinter sich lassen, sondern das Gleiche nochmal anders sagen, nochmal den schönen Effekt der Zweitschrift genießen können. Same same, but different.
So heißt es ja auch „Gelb kriegt Geld“ bei jeder Abrechnung auf händischen Quittungen. Es ist also derjenige, der den Durchschlag bekommt, sowas von klar im Vorteil – ist es, ist es nicht? Antwort: Ja. “Butterbrot und Peitsche“: Das hieß früher Stein und Brot, heute heißt das Fordern und Fördern. Zusammen mit dem oben angesprochenen Repeat-Gedanken ist der Track so zu verstehen wie eine Useless Machine (die Sie hoffentlich kennen) in hereinbrechender Dunkelheit.
Man MUSS sich damit beschäftigen, denn es geht ja nicht anders: Der sich selbst ausschaltende Kasten und die auf jeden Tag folgende Nacht sind beides so dermaßen zwingende Dinge, dass man heulen könnte vor Glück.
Wir empfehlen Rottes „Butterbrot und Peitsche” auch, weil wir gleichzeitige Belohnungsversprechen bei Strafandrohungen ablehnen, denn das ist und war ein Scheißprinzip aus Scheiße. Danke.
- Text, Gesang, Gitarre: Christian Rottler
- Produktion: Peter Armster
- Mastering: Jörn Elling Wuttke
ByteFM zum Release
Mit dem Song „Butterbrot und Peitsche“ lädt der Stuttgarter Musiker Christian Rottler aka Rotte die Hörer*innen auf eine hypnotische Fahrt ein. Und zwar in einem Zug aus elektronischer Musik in mittlerem, gleichförmigem Tempo. Man sitzt dabei bequem und schaut hinaus aus dem Fenster. Der Blick gleitet unangestrengt über die Landschaft, die aus Gedankenfetzen und Alltagsimpressionen besteht, und ein paar verqueren Weisheiten und möglicherweise falsch verstandenen Ideen. Wer kennt sie nicht, die Redensart von Butterbrot und Peitsche?
Lyrisch gleicht der Track einer weich vorgetragenen Kaskade von Dingen, die man zu unmenschlichen Uhrzeiten zwielichtige Leute an zwielichtigen Ecken sagen hört. In Momenten, in denen man einfach nur ist, aber nichts muss. Abseits der Welt von Belohnung und Bestrafung. Unproduktiv, aber unschuldig, frei und aufgelöst im Augenblick. Es sind Dinge, die allesamt in einem eigenen kleinen Kosmos zu existieren scheinen, der vielleicht schon an den Innenwänden eines Schädels endet.
Vielleicht ist dieser Kosmos aber auch so groß, dass selbst der größte Geist ihn nicht einzuzirkeln vermag. „Wenn Du einmal richtig gehasst hast, dann weißt Du … Hass ist eine gute Sache!“ zum Beispiel. Oder: „Was is’n das für ne Drecks-Haltung, die Du da an den Tag legst? Das hab ich mich gestern schon gefragt.“ Oder: „Wenn morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch bei Amazon bestellen“, heißt es dort, und „B-52 Bomber, krasse Erfindung“. Scheinbar Belangloses fügt sich in einen unterhaltsamen und faszinierenden Bilderstrom.
Der Bilderstrom fließt aber nicht nur vor dem geistigen Auge. Denn die Gleichzeitigkeit der Gedanken korrespondiert im fast siebenminütigen Musikvideo mit einer visuellen Gleichzeitigkeit auf mehreren Ebenen. Der vom Digitalstudio Frischvergiftung produzierte Clip zeigt Rotte in mehrfacher Überlagerung mit sich selbst, dazu immer wieder die Schlüsselbegriffe des gesprochenen Texts und wabernde geometrische Strukturen.
Das Video zu „Butterbrot und Peitsche“ feiert heute Premiere im ByteFM Blog.
Butterbrot und Peitsche
Thee Church Ov Acidhouse Version
Video: Frischvergiftung
Ralf Köster und Rotte im Interview mit TTA
Zur Video-Premiere von Pudel Produkte 42.4 stehen Labelbetreiber Ralf Köster und Rotte Rede und Antwort: https://torturetheartist.net/2022/07/15/interview-rotte-ralf-koster/
Statements der Säurekirche
For Pudel Produkte’s next outing Rotte’s previously released track Butterbrot und Peitsche gets Thee Church Ov Acid House treatment and satisfies listeners as well as viewers at the same time with a colossal make-over of the original track and video. Butterbrot und Peitsche in Thee Church Ov Acid House Version is, like the artist name suggests, partly musically home in the duo’s nominally including sub-genre Acid House […]
Hier geht es zu den Statements der Säurekirche auf TTA
Deichtorhallen
Thee Church Ov Acid House Version
Rotte zum Dritten. Er veröffentlicht beim Hamburger Label PUDEL PRODUKTE weiterhin seine Stücke, in Addition dazu Versionen und Mixianten, wir schrieben das bereits. Wenn Sie das nicht mehr wissen, hielten Sie Ihr Handy vielleicht andersrum, um hart subversiv abzuphonen.
Damit wären wir auch schon beim Thema: Der neue Track von Rotte heisst “Deichtorhallen“ und spielt genau da, wo wir Kunst künstlich finden und der Widerstand satt gestopft nur noch rülpst. Gleich mit den ersten kalten Flächen bist du drin in der zähen Leere von Ausstellungsräumen, Vernissagen und Blicken. In der Senkrechte der Kunst. Also der ganzen popanzigen Wertigkeit, die in der westlichen Welt nie wieder verschwinden wird aus der „Kunstszene der Gegenwart“.
Aber Wirkung ist Wirkung und immer auch das Gegenteil nichtig, also lassen wir doch den Menschen die gerümpften Nasen, die gestrümpften Meinungen und den Hallen ihre Bilder, Fotos und Figuren. Freuen wir uns daran, dass das Grau hier schwarz oder weiß ist. Der Sekt ist kalt, die Schritte hallen. Fart the Art!
Was den Love-Interest des Songs angeht: Liebe wirkt in einer großen Halle immer anders als in einem kleinen Zimmer. Da geht es ihr wie Rotte. Der ist im „zeitgenössischen“ Sein abseits der Musik auch angsteinflößend nice. PS: In den Deichtorhallen zu Hamburg hat er mal am Rad, aber dann nur ein Video gedreht. [ Gereon Klug ]
Kevin Kasper spricht den Pressetext von Gereon Klug.
Video
Besetzung: Simone Scardovelli und Christian Rottler
Kamera und Schnitt: Lars Zimmermann
Assistenz: Paul Speckmann
Regie: Ralf Köster
Produktion: Pudel Produkte
Mit freundlicher Genehmigung der Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg
Musik
Produktion: Thee Church Ov Acidhouse
Text, Gesang und Gitarre: Christian Rottler
Mastering: Jörg Ellling Wuttke
Pudel Produkte 42.4
ByteFM-Videopremiere: Graue Imagination: „Deichtorhallen“ von Rotte
Imaginiert ein Date in den Deichtorhallen grau in grau: Rotte
Verschiedene Orte eignen sich unterschiedlich gut für ein Date. Sofern das Wetter mitmacht, ist ein Spaziergang im Park oder am Strand eine gute Wahl. Man kann quatschen, den jeweils idealen Abstand zueinander einhalten, Kaffee dabei trinken und einfach reden und zuhören. Der Besuch von Veranstaltungen hat dagegen oft den Nachteil, dass man sich aufgrund von Ablenkung und klar definierten Aufmerksamkeitsmagneten weniger gut aufeinander einlassen kann, was vor allem in der Kennenlernphase hinderlich ist. Rotte macht es trotzdem,
und erzählt im neuen Track „Deichtorhallen“ ausführlich davon. Wo dabei die Grenze zwischen Realität und Wunschdenken liegt, ist allerdings nicht ganz kla
Diedrich Diederichsen im Cordanzug
Das lyrische Ich beschäftigt sich im Song ausführlich damit, wie es sein wird, wenn die Mathematik- und Punk-affine Angebetete (gespielt von der Hamburger Fotografin Simone Scardovelli), zu spät kommt, das Verlobungsgeschenk um den Hals tragend. Und wie man gemeinsam einer Veranstaltung beiwohnen wird, bei der Koryphäen der Poptheorie- und Kunstwelt sich die Klinke in die Hand geben. Während der Kulturwissenschaftler Diedrich Diederichsen (im Cordanzug und mit weißen Sneakern) recht aufrührerisch das Rauchverbot missachtet und einen Vortrag hält, mithin irgendwie auch die Zweisamkeit mit der „zukünftigen Ex-Frau“ stört. Obwohl man möglicherweise eigentlich seinetwegen da ist. Aber was will man machen?
Graue Imagination
Der Subtext indes ist recht eindeutig: zwar ist an Kunst und Theorie wohl was dran, aber man kommt auch nicht umhin, irgendetwas am Kunstkosmos auszusetzen zu haben. Und wenn es einem damit zu bunt wird, macht man eben ein Musikvideo in schwarz-weiß. Oder besser: grau in grau. Interessanterweise wirkt die instrumentale Seite des Tracks dabei latent bedrohlich. Als würde etwas Schlimmes passieren, falls es eben nicht so kommt wie im Text imaginiert. Rotte trotzt: „Diedrich Diedrichsen wird also am Pult stehen, große Töne spucken und wild gestikulieren. Aber wir werden ihn nicht hören, wir werden ihn ganz bestimmt nicht hören. Aber vielleicht wünsche ich mir das auch nur.“
Fliege gegen Scheibe
Erscheinungsdatum: 17. März 2023
Pudel Produkt 42.1
Written & produced by Oliver Bradford, Jörn Elling Wuttke, Christian Rottler
Lyrics & vocals by Christian Rottler
Video: Maximilian Pfisterer, Frischvergiftung
https://www.frischvergiftung.de/
Es geht um Gegenfliegen. Das sind Fliegen, die immer wieder gegen die Scheibe fliegen wie eine Fliege. Ganz im Kontrast zu den cleveren Kerlchen, die es schaffen ein Fenster auf Kipp zu nutzen. Von denen gibt’s nur wenige und die tun auch nicht weh, weder sich noch uns beim Zusehen. Besagte Gegenfliegen sind hingegen mit in dieser Welt nötigen Resilienz ausgestattet. Sich etwa Aufhalten von Durchsichtigem? Nein. Nur einen Versuch wagen? Kommt nicht in Frage. Den Umweg als beste Gerade akzeptieren? Gewiss nicht. Rotte ist selbst die Gegenfliege. Sein Song hört erst dann auf, wenn Sie nicht mehr zuhören können, weil er zu Ende ist. Und die anfängliche Härte löst sich in „Fliege gegen Scheibe“ am Ende auf in Melodik. Selber schuld.
Text: Gereon Klug
Sprecher: https://www.sprecherkevinkasper.de/
Filmstills
Dunkelwach
Rotte & Douglas Greed
Erscheinungsdatum: 14. April 2023
Pudel Produkte 42.6
Written by Mario Willms & Christian Rottler
Produced by Mario Willms [Douglas Greed]
Lyrics & vocals by Christian Rottler
Video: Max Pfisterer, Frischvergiftung
Text: Gereon Klug
Sprecher: https://www.sprecherkevinkasper.de/